Impuls: das Vertrauensvotum
- Hanna Kuschel

- 11. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

Vertrauensvotum - ein Gedicht
Solange ich kein Vertrauen zu dir habe, bin ich nicht offen.
Solange ich nicht offen bin, hast du kein Vertrauen zu mir.
Solange du kein Vertrauen zu mir hast, bist du nicht offen.
Solange du nicht offen bist, habe ich kein Vertrauen zu dir.
Solange ich kein Vertrauen zu dir habe, ...
Solange nicht einer von uns
einen Schritt wagt
wird es kein Vertrauen geben.
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Diese Worte sind nicht von mir, sondern von Brigitte Heidebrecht. Einer Dichterin, deren Gedichtebuch, wobei eher -heft, ich in meinem Elternhaus gefunden habe.
Ich finde, sie beschreibt wunderbar den "Zirkel des Misstrauens", wie ich ihn nenne. Wenn man aus einem Gespräch rausgeht und denkt: "Das das hat sich jetzt shallow angefühlt."
Alles blitzt und blinkt in der Erzählung - dabei weiß doch jeder, dass nicht immer alles blitzt und blinkt im Leben... Aus solchen Begegnungen gehe ich raus und fühle mich unverbundener als vorher. Und oft auch mit weniger Energie als davor.
In solchen Situationen möchte ich mein Gegenüber schütteln: "Zeig dich, wag mal was, erzähl mir was krass Persönliches, du bist bei mir sicher!"
Und denke gleichzeitig: Schade, dass du mir offenbar nicht genug vertraust, um etwas Echtes aus deinem Leben mit mir zu teilen. Eine aktuelle Sorge, eine Unsicherheit, gerne auch eine Freude, eine Peinlichkeit sowieso immer ✌🏼
Ich will Ecken, an denen ich im Gespräch kleben bleiben kann. Und weil es nicht immer angebracht ist, mein Gegenüber zu schütteln, wähle ich oft einen anderen Weg raus aus dem "Zirkel des Misstrauens":
Indem ich den Anfang mache. Etwas Echtes aus meinem Leben mitteile, mich verwundbar mache, signalisiere: Ich fühle mich sicher bei dir, hier ist ein kostbares Stück Information für dich, ich bin überzeugt, dass du damit gut umgehen wirst.
Ein Vertrauensvotum eben. In der Hoffnung, damit dann den "Zirkel des Vertrauens" zu starten.



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