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Kolumne: Der Schlaganfall meiner Mutter

  • Autorenbild: Hanna Kuschel
    Hanna Kuschel
  • 27. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit
Ziemlich echt: die Geräte, die die Vitalwerte meiner Mama auf der Intensivstation überwachen
Ziemlich echt: die Geräte, die die Vitalwerte meiner Mama auf der Intensivstation überwachen

Instagram ist für mich ein Ort, wo ich Dinge teile, die ich schön oder lustig finde oder die mich inspirieren. Dadurch ist es sowas wie mein digitales Tagebuch geworden. 


Niemand erwartet, dass ich hier mein echtes Leben lückenlos dokumentiere. Aber alles, was ich poste, ist durch irgendetwas Echtes aus meinem Alltag angestoßen. Und ich habe auch schon erfahren, wie viel Verbundenheit durch instagram entstehen kann.


Diese Woche war ziemlich echt. Seit Montag liegt meine Mama nach leichten Schlaganfällen auf der Intensivstation.

Sie ist in einem Zustand, den Ärzte Delir nennen. Vereinfacht ausgedrückt: Es geht ihr sehr schlecht. Das Positive: Sie kann schlucken und sie scheint keine Lähmungen zu haben.


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Manchmal ist sie ansprechbar, das Reden fällt ihr schwer. Als sie mich letztens erkannt hat, sagte sie: "Schatz, ich dachte, du wärst schon weg". Ja, Mama, ich dachte auch, du wärst schon weg.


Sie sagt aber auch sowas wie: "Natürlich könnte ich mit meinen Zehen wackeln, aber das fände ich absurd." (Auf meine Aufforderung hin, das doch mal zu tun.) Wenn wir gemeinsam 'Komm lieber Mai und mache' singen, warnt sie vorher: "Das kann ich nur in moll". Dann stimmt sie ein und summt die zweite Stimme. Das ist aber auch schon zwei Tage her. 


Ich teile das hier, weil es mir gut tut, wenn Menschen, die mir wichtig sind oder denen ich im Alltag begegne, wissen, welche Hintergrundmusik in meinem Leben läuft.


Und dass es zur Zeit eher eine Sorgen-Kakofonie ist. In moll natürlich. 

Ich teile das, weil es mir hilft, auf Verständnis für meine Zerstreuung zu stoßen oder hier und da ein paar nette Worte zu hören. Ohne das Thema dann groß ausbreiten oder weitere Fragen beantworten zu müssen. 


Was mir nicht hilft: Geschichten von vermeintlich ähnlichen Krankheitsverläufen


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In diesen Tagen hatte ich einen Glücksbringer dabei, der mir beim Packen in die Arme gefallen ist: ein orangefarbenes Band aus der Bundeskunsthalle. Zur Weihnachtszeit hatten sie dort eine Aktion: Die Rückwand des Museumscafés war mit vielen bunten Bändern geschmückt. Auf jedem Band stand ein anderer Wunsch. Aus diesem Bändermeer konnte man sich einen passenden Wunsch aussuchen und mitnehmen. 


Auf meinem steht: Ich wünsche unseren Müttern noch viele glückliche und gesunde Jahre 🤍


Die Glücksbringer-Bänder aus der Bundeskunsthallte Bonn. Mein Band begleitet mich bis heute.
Die Glücksbringer-Bänder aus der Bundeskunsthallte Bonn. Mein Band begleitet mich bis heute.

Dieser Text ist von März 2023.

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